Der Präsident der Türkischen Republik und andere Präsidenten (meine Aussage, an wen ich konkret gedacht habe, hält man im Wissenschaftsministerium für eine Verunglimpfung) haben eine Gemeinsamkeit: sie wollen die Meinungsfreiheit unterdrücken, und sie machen sich dabei lächerlich.

 

Ich habe die online-Pedition „Freiheit für Böhmermann!“ ( https://www.change.org/p/freiheit-für-Böhmermann-freeboehmi ) unterschreiben. Der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, hat sich in einer vielbeacheten Erklärung mit Jan Böhmermann solidarisiert http://www.welt.de/debatte/kommentare/article154171281/Solidaritaet-mit-Jan-Boehmermann.html und erklärt: „Ich möchte mich, Herr Böhmermann, vorsichtshalber allen Ihren Formulierungen und Schmähungen inhaltlich voll und ganz anschließen und sie mir in jeder juristischen Form zu eigen machen. Vielleicht lernen wir uns auf diese Weise vor Gericht kennen. Mit Präsident Erdogan als Fachgutachter für die Grenzen satirischer Geschmacklosigkeit.“

 

In diesem Zusammenhang soll auch auf einen interessanten Beitrag im Cicero hingewiesen werden: http://www.cicero.de/salon/jan-boehmermann-die-meinungsfreiheit-schert-sich-einen-dreck/60742

 

 

Vielleicht wollte Jan Böhmermann auch die deutsche Justiz vorführen. Nach §§ 376 i.V.m. 374 StPO müsste ein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung von Jan Böhmermann feststellen oder den türkischen Präsidenten auf den Weg der Privatklage nach §§ 374 ff StPO verweisen. Bei jedem Normalbürger würde das Verfahren eingestellt. Die starke Solidarisierung belegt aber aktuell ein öffentliches Interesse am Schutz der Freiheit der Kunst. Die Politik hat aber vielleicht ein Interessen an der Unterstützung des türkische Präsidenten. Sollte sich die Staatsanwaltschaft Mainz hier anders verhalten wäre bewiesen, dass eben doch nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind.

 

Wegen der Zensur durch das ZDF ist der Text des beanstandeten Gedichts nur noch schwer zugänglich. Inzwischen ist das Video aber wieder aufgetaucht:

 

und dazu ein Kommentar („Irgendwie blicken wir durch diese ganzue ZDF-Zensur nicht wirklich durch“) :

und eine Einschätzung des Medienanwalts Jörg Nabert („Bei aller Abwägung ist es ein genialer Beitrag“):

sowie eine Stellungnahme von Henryk M. Broder („Erdogan verdient es, beleidgt zu werden“):

Ein extra 3 Beitrag hatte schon zuvor für Verärgerung beim türkische Präsidenten gesorgt.

 

Es wäre politisch riskant, wenn ich zur Erklärung (nicht Entschuldigung) von Erdogans Überempfinglichkeit gegenüber Kritik und Beleidigungen anmerken würde, dass er aus einem Kulturkreis stammt, in dem wegen der Ehre sogar gemordet wird. Jetzt müsste ich sofort dem Verdacht der Verharmlosung von Ehrenmorden begegnen und betonen, dass jeder Mörder mit der Tat seine Ehre verliert und solche Ehrbegriffe in einer zivilisierten Gesellschaft keinen Platz haben. Hätte ich dann gesagt, dass Erdogan aus einem unzivilisierten Land stammt? Frei nach Böhmermann sage ich es deshalb lieber nicht.

 

Weil man in Deutschland schnell in die rechte Ecke gestellt wird, wenn man einen Moslem kritisiert, möchte ich zur Ausgewogenheit noch eine Satire über die Katholische Kirche zitieren: